
Nachmachen kann schließlich jeder. Dennoch, Norderney ist um eine Attraktion reicher: Dass der wunderschöne helle Sandstrand in eine beeindruckende Dünenlandschaft übergeht – geschenkt. Um die Schönheit und Besonderheit der Insel wissen schließlich alle. Einzigartigkeit verspricht ein erstmals gestarteter Versuchsballon vor dem Eiland. Regelrecht angefixt von der konsequenten Bahneinteilungen des Kirner Freibades, haben die Rettungsschwimmer dort Abschnitte der Nordsee ebenso in Bahnen gegliedert. Ein Novum! Schon nach ein paar Tagen zeigt die Maßnahme Wirkung. Mehr noch: Der oberste Insel-Schwimmmeister, Hein Bäcker, kommt aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. „Warum sind wir nicht selbst auf diese tolle Idee gekommen“, sagt einer, der schon nach ein paar Tagen den massiven erzieherischen Effekt spürt. Früher hätten alle wild durcheinander im Meer herumgetollt oder seien ohne Lenkung kreuz und quer geschwommen. Mit den Bahnen sei ein für alle Mal Ruhe eingekehrt! Während in der einen Hälfte sportlich ambitionierte Turbo-Schwimmer ihr Pensum unter Aufsicht absolvieren dürfen, ist die andere den stets babbelnden Genussschwimmern vorbehalten. Eventuell auftretende Konflikte werden somit bereits im Keim erstickt. Das Model Kirn bis zur absoluten Entspannung perfektioniert – passt!
Für die Helfer gestalte sich der Alltag jetzt viel strukturierter und angenehmer, heißt es aus Rettungsschwimmerkreisen. Jetzt, wo der gesamte Badebetrieb in geordneten Bahnen verlaufe, herrsche Disziplin und Ordnung. „Danke Kirn“, heißt die Botschaft Richtung Naheland. Der Blog richtet die Grüße vom Inselteam gerne aus. Schließlich war es ja auch der urlaubende Blog, der in einem zufälligen Strandgespräch einem rot gekleideten Rettungsschwimmer von den in Kirn gesammelten Erfahrungen berichtete. Der Strand-Plausch setzte im Nu eine regelrechte Bewegung in Gang, die sogar noch weitere Kreise ziehen könnte. Die Nachbarinseln Juist, Borkum und Baltrum hätten schon Interesse am Projekt „Meer-Bahnen“ angemeldet. Vielleicht lassen die sich ja sogar gegenüberliegende Strandabschnitte miteinander verbinden? Inselübergreifendes Schwimmen von Bahn eins bis acht – passt! Der Rest des Meeres bleibt für die oftmals nervigen Planscher und Tober eben ungeleint.
Ist das System jetzt ausgereizt? Von wegen! Alles scheint möglich zu sein. Nach der Badesaison werde man sich zusammensetzen, um das Projekt „Inselhopping“ zu besprechen. Im Norden ist man sich sicher, die Erfolgsgeschichte wird eine Zäsur mit sich bringen, auch für das bisher noch bahnfreie Mittelmeer. „Die im Süden werden sich anschließen,“ ist man sich im Norden sicher. Und das alles nur, weil ein Freibad am Rande des Hunsrücks das Schwimmerbecken konsequent in Bahnen unterteilte. Chapeau! Kirn kann stolz auf sich und seine Vordenker sein. Gut möglich, dass die Verantwortlichen aus dem Mittelzentrum zum Erfahrungsaustausch nach Norderney eingeladen werden. Die Insel-Tourismus-Schaltzentrale hat angedeutet, entsprechende Einladungsschreiben noch in dieser Woche verschicken zu wollen.