Um was geht es? Der SPD-Politiker Hans Helmut Döbell ist Erster Beigeordneter der Verbandsgemeinde „Kirner Land“ und zugleich Bürgermeister von Hochstetten-Dhaun. Unbestritten hat er über Jahrzehnte hinweg mit Taktik, Geschick und Kalkül seine lokale Macht ausgebaut und noch dazu reichlich Seilschaften gesponnen. Gut für den Ort, aber auch gut für ihn persönlich? Aus der Warte des unabhängigen Beobachters ist es allemal leichter, Fakten zu benennen und Gerüchten nachzugehen. Beispiel Industriegebiet! Der vorzeitige Erwerb eines Grundstückes an der Ortsumfahrung sorgt gerade für ein mittleres Erdbeben. Vor allem auch deshalb, weil er dieses einem dörflichen Interessenten gefühlt vor der Nase wegschnappte, der eigenen Angaben zufolge schon seit Jahren Kaufabsicht bekundete.
Mehr noch: Der wurde vom Ortsbürgermeister stets auf einen späteren Zeitpunkt vertröstet, weil die besagte Fläche ja noch eingemessen werden müsste. Dabei hatte der Ortschef den Deal für seinen Bruder längst unter Dach und Fach gebracht. Blut ist eben dicker als Wasser. Kein Wunder, dass der ausgebotete Privatinvestor, der eine Event-Halle plant, sich not amused zeigte. Ob der weiß, dass sich gemäß Katasterauszügen die Industriefläche noch immer im Eigentum der Ortsgemeinde befindet? Wie kann das überhaupt sein? Steckt die Fläche im Status einer „nur“ Basta-Bürgermeister-Reservierung fest? Was sind die Gründe dafür, dass Grundbuchübertragungen scheinbar (noch) nicht in die Wege geleitet worden sind? Warum wurde nicht final abgewickelt? Irgendwie sehr mysteriös das Ganze.
Hatte die Ortsgemeinde das Filet-Stück des neuen Industriegebietes schon verkauft, bevor es final ausgemessen und parzelliert war? War das Geschäft schon unter Dach und Fach, bevor überhaupt der Spatenstich für die Ortumfahrung B 41 vollzogen worden ist? Warum die Eile? Es kristallisiert sich immer deutlicher heraus, dass wohl ein mit Vollmacht ausgestatteter besonders raffinierter frühe Vogel, die Sahne-Fläche an Land zog, bevor die in den freien Handel gelangen konnte. Wie kann das gehen? Nun, an der Quelle sitzt bekanntlich der Knabe. Der Satz „das tut man nicht“, liegt für manche Zeitgenossen halt schon seit Ewigkeiten auf dem Friedhof der ausgestorbenen Redensarten. Wen interessiert schon Moral und Anstand, wenn es um ein gutes Geschäft geht? Und das dürfte es ohne Zweifel gewesen sein. Sicherlich wird das formelle Prozedere mit rechten Dingen zugegangen sein.
Dennoch, moralisch haftet da wieder das gleiche Geschmäckle an, welches schon bei der Arztpraxis-Affäre zu schmecken war. Erst der Sohn und jetzt der Bruder. Steckt Methode dahinter? Sind das etwa die Folgen für eine Kommune, wenn eine Partei so übermächtig wird, dass jede Opposition regelrecht erstickt wird? Die hatte ja wohl kein Veto eingelegt. War die überhaupt eingeweiht? Oder hat ein umtriebiger Politiker beim Drehen des Kompasses jedes Maß verloren? Die Angelegenheit schreit nach öffentlicher Aufklärung: Kritisch hinterfragen und noch dazu unabhängig überprüfen – passt! Eine kommunale Verwaltung, erstrecht die Spitze, muss nach rechtsstaatlichen Regeln handeln, immer! Selbst der Anschein unredlichen Verhaltens gilt es auszuschließen. Alles andere fördert Politikverdrossenheit.
Dennoch, ist hier von einem reellen Kauf auszugehen, weil der Ortsgemeinderat zustimmte oder zumindest kein Veto einlegte? Der Bürger oder besser Steuerzahler bekommt ja von geheimen Grundstücksgeschäften kaum etwas mit. Dennoch, ein ganzer Fragenkatalog schreit nach Beantwortung! Fragen, die sich aufdrängen und gestellt werden müssen. Etwa nach dem Preis. Schließlich handelte es sich um ein richtiges Pfund, das sich nach Fertigstellung der Ortsumfahrung, hätte gewiss gut vermarkten lassen. Interessenten hätten sicherlich Schlange gestanden, um sich zwischen Autohaus und der späteren Zu- und Abfahrt Hochstetten-Dhaun Mitte, mit einem Gewerbe niederlassen zu können. Kurzum, hat man voreilig unter Wert verkauft?
Mit dem Landstrich hätte man richtig, richtig Kasse machen können. Jetzt wohl nicht mehr. Welcher Industriezweig soll sich hier einmal ansiedeln? Kaum zu glauben, dass der Ortsgemeinderat eine Gewerbefläche veräußert, ohne diesbezüglich Klarheit vom Käufer einzufordern? Hat man das getan? Eventuell handelt es sich ja auch nur um ein reines Spekulationsgeschäft? Ein Weiterverkauf verspräche satte Gewinne! Derzeit wird das Gelände aufgefüllt und baureif verdichtet. Wer trägt die Kosten für diese Operation? Gerüchteweise geht die Maßnahme nicht zu Lasten des Eigentümers. Finde den Fehler? Wäre dem so, dann müsste die Allgemeinheit die Kosten tragen. Irgendwer zahlt ja bekanntlich immer. Zusammengefasst, wirft die Akte Industriefläche einen Schatten. Wird der erhellt? Wahrscheinlich kommt es wie immer mit der einzig wahren Politiker-Strategie: AUSSITZEN!