
Wie formulieren es die Saarländer immer so passend: „Hauptsache mal drüber geschwätzt!“ So oder so ähnlich lässt sich das Ergebnis des Ärzte-Gipfeltreffens wohl am ehesten zusammenfassen. Wer an einen großen Wurf glaubte, der wurde jetzt eines Besseren belehrt. Worthülsen und Absichtserklärungen – viel mehr hatte der runde Tisch mit KV, BI, Ärzten, Diakonie und Beigeordneten nicht zu bieten. „Der Berg kreißte und gebar eine Maus“! Der Gipfel war ein Gipfelchen, weil angesichts einer sich weiter zuspitzenden prekären medizinischen Grundversorgung, keine konkreten Lösungen herausgearbeitet worden sind. Weder kurz- noch langfristige. Diese Botschaft haben die vielen Patienten, die vergeblich nach einem Hausarzt suchen, fürwahr nicht verdient.
Man habe in der dreistündigen Sitzung die Istsituation erfasst und danach Hausaufgaben verteilt, schreibt der Öffentliche. Hey, wer sich in der Vergangenheit den Hausaufgaben stets verweigerte, der bekommt das wohl kaum jetzt auf die Reihe. Sachstand und Entwicklung hätte man schon vor Jahren erfassen und in der Folge aktuell halten können. Hätte, hätte Fahrradkette! Schlimm, das Thema Ärzteversorgung wurde für Jahre auf die lange Bank geschoben. Das man jetzt derart von der Gegenwart überrollt wird, ist sowas von hausgemacht. Das Versäumis rächt sich jetzt mit voller Wucht. Unvorbereitet hätte nicht sein müssen. 2,5 fehlende Hausarztstellen in Kirn ist eine gewaltige Hausnummer. Ein No-Go, den die betroffenen Patienten ausbaden müssen. Das Momentum offenbart aber auch eine Chance. Mit 2,5 Stellen wäre der Einstieg in ein Gesundheitszentrum zu schaffen. Blöd nur, mit der Chancenverwertung haben es TJ und sein Team nicht so.
Zur Überbrückung könnte doch die Diakonie, sprich das Kirner Krankenhaus, aushelfen? Wird die KV kurzfristig und schnell eine Ermächtigungsbescheinigung ausstellen, damit das Krankenhaus in den ambulanten Bereich mehr eingreifen darf, um so die niedergelassenen Ärzte zu entlasten und die Gesundheitsversorgung in Kirn und dem Kirner Land zu gewährleisten? Lässt sich der pragmatische BI-Vorschlag umsetzen? Der Blog ist skeptisch. Zum einen kann die KV so ziemlich alles, außer patientenfreundliche Entscheidungen treffen – schon gar nicht schnell. Zum anderen, dürfte das Krankenhaus mit der Versorgung ihrer Patienten schon ausgelastet genug sein, sodass ein zusätzlicher Service wohl kaum aus dem eigenen Saft zu stemmen sein wird. Vielleicht böte sich in der Not eine kurzfristige improvisierte Zusammenarbeit an, um Spitzen abzumildern. Mehr aber auch nicht.
Keine Frage, es braucht den großen Wurf. Leider denken Bürgermeister Thomas Jung und Co nicht über den Tellerrand hinaus. Visionär haben die offenbar nicht in ihren DNA-Strängen verwurzelt. Die verweisen auf Werbekampagnen und Imagefilm sowie auf Sammeltaxis und Telemedizin. Alles ja gut gemeint, aber nicht zu Ende gedacht. Wie schon so oft. Merke, Werbung hat nur Aussicht auf Erfolg, wenn man was anbieten und vorzeigen kann. Ein fertiges MVZ-Konzept könnte indes beeindrucken! Apropos Imagefilm! Der sollte nach dem Amtsantritt von Lucky-TJ gedreht werden. Das ist jetzt zwei Jahre her. Passiert ist nichts!
Fassen wir zusammen: Das Kirner Land ist viel zu spät an Das hat die Entwicklung verschlafen. Vorbereitet geht anders! Daher werden kurzfristige Lösung nicht zu erzielen sein. Erfreulich, man hat das Thema jetzt voll auf dem Schirm. Auf die KV sollte man sich nicht verlassen in diesem Prozess. Die ist zu strak und unflexibel. Überdies hat die im ganzen Land weitere Baustellen solcher Tragweiten. Der Mangel ist überall! Die Politik denkt nicht oder nur zu wenig in die Zukunft. Schade, es lässt sich kein schlüssiges Konzept, kein richtiger Plan, keine Vision und auch keine kurzfristigen Lösungen aus dem Pressebericht herauslesen. Dafür werden Absichtserklärungen, Worthülsen, Hilfsangebote und Durchhalteparolen abgedruckt. Am Ende des Tages werden die nicht ausreichen, um den Missstand zu beseitigen. Die VG sollte mal in Morbach durchklingeln. Die Kommune baut da gerade eine MVZ für 3,5 Millionen Euro, um die Ärzteversorgung jetzt und in Zukunft zu gewährleisten. Die scheinen ihre Hausaufgaben längst erledigt zu haben. Was der Region recht ist, sollte Kirn billig sein. Private Investoren könnten ein solches MVZ-Projekt auf die Beine stellen. Wichtig: Die derzeit niedergelassenen Ärzte gilt es einzubinden und mitzunehmen.
Zu guter Letzt noch ein gut gemeinter Ratschlag in Oberlehrer-Manier. Kleiner freundschaftlicher Seitenhieb! So wie immer halt! Lieber TJ, Bauplätze und Prämien oder sonstige Zusagen für Ärzte zum jetzigen Zeitpunkt zu verneinen ist nicht nur fahrlässig, sondern auch dumm. Warum? Gerade die jungen Ärzte haben es nicht so dicke im Portomanie. Die nehmen jede Willkommensgeste gerne an. Anderswo lobt man längst Beigaben aus, schnürt großzügige Angebote, die Ärzte nicht ablehnen können. In einem fernen Landstrich hat sich sogar eine Bürgermeisterin zur Heirat angeboten. Nichts ist unmöglich! Aufwachen, Mediziner können sich ihren Arbeitsplatz bundesweit aussuchen. Bietet das Kirner Land nichts, ist man raus. Kluger wäre es, in alle Richtungen zu denken und nichts, aber auch gar nichts auszuschließen.