Gut gemeint, aber nicht zu Ende gedacht: Das neues Tourismuskonzept Kirner-Land ein Blendwerk ohne wirkliche Lösungen?

„Selbst Spanier buchen Urlaub im Kirner Land – Olé!!! – Die Schlagzeile im Öffentlichen Anzeiger aus dem Sommer 2020, wonach Südländer doch tatsächlich unsere Region als Touristenziel entdeckt haben sollen, schlug seinerzeit ein wie eine Bombe. „Erbarmen – zu spät, die Spanier kommen“! NEIN, denn die kamen nicht. Zumindest wurden hierzulande keine gesehen. Noch! Vielleicht kommen die ja jetzt, wenn das nunmehr vorgestellte neue Tourismuskonzept greift? Boah, ein Katalog ist es sogar geworden. Ein dicker Ratgeber, gespickt mit Erkenntnissen aus grauer Vorzeit, nur neu aufgelegt? Es handelt sich mutmaßlich um ein vorgezogens Weihnachtsgeschenk von der bestellenden Verbandsgemeinde an alle diejenigen, die vom Tourismus profitieren. Auf der sinnbildlichen Grußkarte steht zu lesen: „Auspacken und Umsetzen.“ Nur, wer soll das eins zu eins aufdröseln? Der Blog gibt mal wieder den Spielverderber. Leute, das wird so nichts werden mit dem Tourismus-Boom! Dem Inhalt mangelt es an Esprit, Alleinstellungsmerkmalen und Wow-Effekten! Gut gemeint, aber nicht zu Ende gedacht! Wie schon so oft!

 „Ferienregion Kirner Land soll Wirtschaft ankurbeln!“ – lautet die optimistische Schlagzeile im Öffentlichen Anzeiger. Taugt der Slogan zum Programm? Kann die VG Tourismus? Wohl kaum! Die irrlichtert lieber vom Schreibtisch aus. Ehrlich, bisher ist die Abteilung nur durch die Schließung des Kirner Pavillons so etwas wie entschlossen und „kreativ“ aufgefallen. Schwamm drüber! Nach Protesten durfte die beliebte Anlaufstelle ja dann doch bleiben. Einen Bock darf jeder mal schießen. Trotzdem, die fatale Botschaft verfing sich: Zumindest der Blog kann diesem Tourismusbüro nicht uneingeschränkt die Tourismus-Wende zutrauen. Wird der neue Katalog jetzt zum Befreiungsschlag? Kaum vorstellbar, denn Wunsch und Wirklichkeit klaffen in diesem Sammelsurium an Absichtserklärungen deutlich auseinander. Der Artikel gleicht jedenfalls der Beschreibung eine politischen Koalitionsvertrages. Viel schwammiges, was dann doch nicht kommt. Ohne den Katalog je gelesen zu haben, neigt der Blog zu der Behauptung, dass ein Sozialkunde Leistungskurs den während eines Schuljahres ebenso hätte zusammenstellen können. Das Tourismus-Rad muss nämlich nicht neu erfunden werden. Schon gar nicht teuer und schon gar nicht im Kirner Land. Ähm, was kostet eigentlich der neue Katalog den Steuerzahler? Veröffentlicht man dazu Zahlen? Eher nicht! Jedes Kind weiß, es braucht ins erste Linie gescheite Herbergen, Hotels- und Gastronomiebetriebe. Blöd, mit alledem ist das Kirner Land chronisch unterversorgt. Tendenz, weiter abnehmend! Aber mit dem neuen Katalog wird sich das ja jetzt bestimmt zum Positiven wenden. Und die Erde ist eine Scheibe!

Tourismus hierzulande erfordert vor allem Gruppenangebote und konkrete Leuchtturm-Projekte. Als ein solches hat man ja jetzt wohl das Radfahren ausgemacht. Hä! Der Aspekt kommt jetzt aber völlig überraschend wie Kai aus der Kiste gesprungen. Radfahren also! Na, was denn sonst? Um diesen Radfahrzug aufs Gleis bringen zu können, dafür hätte es gewiss kein Expertenteam gebraucht. Jeder Ortsbürgermeister weiß, dass Wandern und Radfahren die regionalen Pfunde für die breite Masse sind, sonst nichts! Okay, Klettern in den Oberhausener Felsen ist noch für Extremsportler eine Alternative, das wars dann aber wirklich. Zum Erlebnis-Radfahren braucht es Radwege, auch und vor allem welche für Mountain-Biker. Der Blog kennt sie alle und der kann attestieren, bezüglich Attraktivität und Beschilderung herrscht gewaltig Luft nach oben. Hier könnte man mal symbolisch die PS auf die Straße bringen, die man unter der Motorhaube zu glauben meint. Nicht nur immer drüber schwätzen, sondern machen. Kann das Kirner Land individuelles Reisen? Pakete schnüren und anbieten? Brauerei, Kyrburg, Wander- und Radtouren, Führungen über Schlösser – alles kann mit rein. Saisonbedingt zu Festpreisen, so wird ein Schuh draus. So könnte es was werden mit dem herbeigesehnten Tourismus-Boom.

Und da ist der Blog auch schon bei der Aussage von Werner Speh. Nach dem „Schinderhannes-Hype“ sei der Glanz schnell verblasst. Man wäre vor Jahren beim Tourismus schon weiter gewesen. Stimmt! Es gab sogar mal Konzert-Reihen im Kirner Land, die weit über die Region strahlten. Warum hatte man damals nicht Schinderhannes-Festspielwochen auf einer Freilichtbühne initiiert. Solche Geistesblitze braucht es, um Alleinstellungsmerkmale zu schaffen und um Gäste anzulocken. Mörschied hat den Winnetou, das Kirner Land den Schinderhannes. Schnee von gestern! Dafür hätte es Phantasie und Gestaltungskraft in der Verwaltung gebraucht. Doch Verwalter können von Haus aus eben nur verwalten, nicht aber gestalten. Ein Dilemma!

Die reflexartigen Hinweise seitens der Politik auf das die Schlösser Dhaun und Wartenstein sind zwar richtig und wichtig, bringen aber für den klassischen Tourismus keine positiven Zahlen. Das sind Abstecher, nicht mehr und nicht weniger. Wegen dieser beiden Orte bucht niemand ein Zimmer für einen oder mehrere Tage. Nochmals Tourismus muss proaktiv beworben werden. Warum nicht Imagefilme drehen, etwa einen Fahrradstreifen? Gediegen für Genussradler, aber auch mit Action für Abenteurer. Den dann auf die Website stellen und Neugier auf die Natur wecken. Filme könnten helfen, die Vorzüge in die Welt zu tragen. Wäre doch mal ein Anfang. Stattdessen druckt man Kataloge mit guten Ratschlägen und Absichtserklärungen. Damit ist es aber nicht getan. Nochmals, so wird das weder mittel- noch langfristig etwas werden mit dem lang ersehnten Standbein Tourismus im Kirner Land.