Haushalt erklärt: Das Arztpraxis-Konstrukt!

Haushalt erklärt! Was fällt auf beim Blick in das Zahlenwerk der Ortsgemeinde Hochstetten-Dhaun? Einer guten alten Tradition folgend, will der der Blog nach und nach einzelne Eckpunkte näher vorstellen und sogleich mit dem äußerst umstrittenen und deshalb viel diskutierten Arztpraxis-Konstrukt beginnen. Um eines klarzustellen: Es ist nicht verboten, dass ein Ortsbürgermeister seine guten Kontakte bemüht, um seinem Sprössling einen finanziellen Vorteil zu verschaffen. Konkret in diesem Fall, wurde der moralische Kompass allerdings massiv überdreht. Nach und nach kristallisiert sich nunmehr heraus, dass er wohl noch immer zu drehen scheint. Auch bei der vorzeitigen Vermarktung von nicht einmal parzellierten Industrieflächen, hatte der Ortsbürgermeister in bewährter Manier, noch vor dem ersten Spatenstich, lenkend seine Finger im Spiel. Zufall? Warum ließ man ihn gewähren? Das Thema sowie die Art und Weise der Einfädlung birgt reichlich Zündstoff und wird daher Gegenstand von weiteren Prüfungen und Berichten sein.

Zurück zum Arztpraxis-Konstrukt: „Gelebte Vetternwirtschaft“, beklagte der Bund der Steuerzahler seinerzeit in seinem Fazit. Starker Tobak! Analog einem Jahresgedächtnisses, hier nochmals die aktuellen Fakten zusammengefasst, damit diese nur nicht in Vergessenheit geraten: Die lassen sich ja prima aus dem Entwurf herausarbeiten. Und der ist bekanntlich öffentlich. Demnach zahlt der Arzt jährlich 21.000 Euro Miete an die Ortsgemeinde. Monatlich sind das fast schon schamlose 1750 Euro Miete (ohne Nebenkosten), die somit an die Ortsgemeinde fließen. Zum Vergleich, der ortsübliche Marktmietspiegel beträgt nicht einmal die Hälfte. Die Ortsgemeinde wiederum, ist auf Jahre hin Mieter beim Sohn des Bürgermeisters. Der bekommt 17.500 Euro im Jahr überwiesen. Das sind monatlich stolze 1458 Euro. Die Differenz von 3500 Euro dürfte in die Tilgung der Investitionskosten fließen (Interpretation der einzelnen Positionen ohne Gewähr).

Für den Privatvermieter dürfte ein solcher Vertrag einem gefühltem doppelten Hauptgewinn, ähnlich dem eines fett dotierten Rentenvertrages, gleichkommen. Kaum oder keine Investitionskosten im Vorfeld, die dann noch ontop mit einem satten ortsunüblichen Mietzins belohnt werden – JACKPOT. Der Deal sah vor, dass der Eigentümer bestellte und die Ortsgemeinde brav bezahlte. Geschickt eingefädelt! In Zahlen ausgedrückt waren das 100 000 Euro, die man seinerzeit auf den Tisch legen musste, um die unfertigen rohbauähnlichen Praxisräume herzurichten. Dass das im Normalfall der Eigentümer hätte stemmen müssen – geschenkt. Was war bei dieser Provinzposse schon normal. Dennoch, sei diese Rechnung mal rein ökonomisch aufgemacht: Der Eigentümer bekam über die Ersatzvornahme für die Sanierung 100.000 Euro von der Ortsgemeinde geschenkt. Dazu kommen jetzt schon zwei Jahresmieten. Zusammengenommen sind das 135.000 Euro plus bisher. Und so weiter und sofort – bis zum Sankt Nimmerleinstag.

Abgesehen von einer groben Mißachtung moralischer Werte, grenzt das Ganze nicht schon an Mietwucher, wie manche jetzt sicherlich behaupten werden? Iwo, schließlich wurden dem Onkel Doktor „moderne“ Praxisräume auf dem Silbertablett serviert. Man hat es doch nur gut mit ihm und den Bürgern gemeint. Ein Willkommensgruß, wie er herzlicher nicht hätte ausfallen können. Welcher Neuankömmling hätte ein derart attraktiv geschnürtes Paket schon abgelehnt, geschweige denn wer hätte ein solche Offerte auch nur im Ansatz in Zweifel gezogen oder nach Alternativen Ausschau gehalten? Gewiss nur die Einfältigsten. Ganz klar, ihm wurde ein Angebot unterbreitet, das er nicht ablehnen konnte, wollte oder durfte? Möge sich jeder das Passende heraussuchen. Taugt das Modell Hochstetten-Dhaun etwa als Vorbild für andere Ortgemeinden? Möge der Schutzpatron der Mediziner, der Heilige Lukas, das im Sinne seiner Zunft zu verhindern verstehen!

Die Art und Weise des Prozederes rührt noch immer an dem Grundverständnis vieler Menschen von Politik, deren Argwohn ein solche Gebaren, das hinter verschlossenen Türen parteiübergreifend vorbereitet wurde, längst geweckt hat. Waren überhaupt alle Ratsmitglieder im Detail eingeweiht? Lagen alle Zahlen auf dem Tisch, als abgestimmt wurde? Seis drum! Das von außen wahrgenommene Geschmäckle, wird sich niemals so ganz abschwächen, und dies, obwohl wir ja alle – wie stets behauptet wird – von diesem grandiosen Coup profitieren. Der Blickwinkel ist entscheidend! Abgesehen des Prozederes, Hochstetten-Dhaun kann sich stolz und glücklich schätzen, einen derart beliebten, kompetenten und hilfsbereiten Mediziner im Ort zu wissen. Manche profitieren mehr von seiner Niederlassung, manche weniger. Und für manche reicht es eben sogar zum Jackpot!

Die Serie Haushalt erklärt wird auch 2022 seine Fortsetzung finden. Und einer guten alten Tradition folgend, wird die sicherlich wieder mit dem Jahresgedächtnis des Arztpraxis-Konstruktes starten. Für manche gut, für manche leider!