Pssst, nicht weitersagen! Die Simona möchte nicht, dass Einzelheiten über den anvisierten massiven Arbeitsplatzabbau in die Öffentlichkeit dringen. Logisch, solche Meldungen sind immer schlecht für das Image, selbst wenn sich das Unternehmen bestrebt zeigt, den Stellenabbau von Mitarbeitern aus den Produktionshallen so sozialverträglich wie möglich zu gestalten. Und der ist jetzt mit voller Wucht angelaufen. Der Türkei-Deal beginnt eben peu à peu“seine Spuren zu hinterlassen. Keine guten Nachrichten am Anfang des Jahres! Die Konsequenzen hatten die Verantwortlichen ja schon angekündigt. Von daher, waren die Mitarbeiter bereits vorgewarnt.
Das nunmehr erschienene interne Papier ist als „Streng geheim“ eingestuft und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Voll daneben die Geheimakte, als ob sich Prozesse mit solchen Tragweiten jemals unter der Decke halten ließen. Jedenfalls nicht auf Dauer! Insider gehen davon aus, dass bis zu 50 Arbeitnehmer nicht mehr benötigt werden. Das sagt zumindest der Flurfunk. Und der muss es ja wissen. Was für eine Wahnsinns-Zahl! Das Simona-Angebot steht und hängt mittlerweile für jeden Arbeitnehmer gut sichtbar am Schwarzen Brett: Ein Angebot, was man nicht ablehnen kann? Darüber müssen die betroffenen Firmenangehörigen nunmehr befinden? Ist das Angebot fair? Das zu beurteilen steht dem Blog nicht dazu. Dafür kennt der sich zu wenig im Arbeitsrecht aus. Dennoch, vor Schnellschüssen wird an dieser Stelle gewarnt. individuelle und freiwillige Angebote zur Aufhebung des Arbeitsverhältnisses unterbreitet.
Zu den Fakten: Die Abfindung berechnet sich nach der Kern-Formel „Betriebszugehörigkeit X Bruttomonatsgehalt X 0,85.“ Hinzu kommen 2500 Euro pro Kind. Schwerbehinderte bekommen einen Zuschlag von 4000 Euro. Die Mindestabfindung setzt die Simona bei 10.000 Euro fest. Rentennahe Mitarbeiter sollen besondere Privilegien genießen. Alle Einzelheiten aufzudröseln wäre des Guten dann doch zu viel. Ein Fall für die Tageszeitung? Warum nicht! Fakt ist, man ist bestrebt, dass sich möglichst viele Mitarbeiter mit der Offerte anfreunden können, damit die angestrebte Zahl ohne Kündigungen erreicht werden kann. „Betriebsbedingte Kündigungen sollen durch den Einsatz sozialverträglicher Instrumente soweit wie möglich vermieden werden…!“ – Der Lehrsatz aus dem Arbeitgeber-Handbuch wird in solchen Verfahren immer bemüht. Die beherrschen die Chief Executive Officer (CEO) hier und anderswo aus dem Effeff. Individuelle und freiwillige Angebote zur Aufhebung des Arbeitsverhältnisses werden unterbreitet. Man darf gespannt sein inwieweit die Rechnung aufgeht.
Soll man die Vorstände für ihre soziale Verantwortung und ihre Menschlichkeit loben? Eher nicht. Selbst wenn Kündigungen vermieden werden können, steht eines unwiederbringlich fest: Die Arbeitsplätze fallen weg! Eine Katastrophe für eine strukturschwache Region, wie dem eh schon gebeutelten Kirner Land. Von der Politik hört man dazu kein Statement. Nicht eine Silbe. Müsste die sich nicht einmal zu Wort melden und für den Anschein wenigstens zaghaft protestieren? Nicht einmal ein Alibi-Veto – geschenkt! Hallo, die Arbeitsplätze sind für Kirn verloren. Die kommen nicht mehr wieder. Müsste sich die Politik nicht dafür einsetzen, dass möglichst viele Arbeitsplätze am Stammsitz erhalten bleiben? Der unternehmerische regionale Taktgeber schüttelt sich gewaltig, weil im Ausland, genauer formuliert in der Türkei, billiger produziert werden kann. Und das will man dann auch noch als innovativen Erfolg verkaufen. Finde den Fehler?
Keine Frage, der Arbeitsplatzabbau ist eine schwerer Schlag für die Stadt. Strukturell ein Desaster. Das aufgeklebte sozialverträgliche Pflaster ist da nur ein schwacher Trost für die betroffenen „Freiwilligen“. Friß oder stirb! Zugegeben, manchen mag das helfen, aber der Mehrheit bringt da höchstens ein wenig Linderung. Das Angebot an vergleichbaren Arbeitsplätzen, dürfte gerade in Corona-Zeiten nicht gerade üppig ausfallen. Und überhaupt, Abfindungen unterliegen der Steuer. Hat der Staat erst einmal seinen Anteil reklamiert, dann ist die Enttäuschung über das Netto meist vorprogrammiert. Fazit: Simona zieht klammheimlich ihre Linie durch. Man darf gespannt sein, inwieweit die Vorstände bereit sind, detailliert über das Ausmaß des Stellenabbaus zu informieren. Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf mehr über das Ausmaß zu erfahren. Streng geheime Depeschen an die Simonianer entspricht doch nicht dem Niveau eines Weltunternehmens. Man hat doch nichts zu verbergen. Vielleicht recherchieren ja mal die Medien. Wäre doch mal ein Nachgehakt wert in einer eh themenarmen Corona-Phase. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.