Kirner Bierkrise? Biermischgetränke stehen auf der Kippe. Preissteigerung von bis zu 3 Euro pro Kiste und 20 Cent pro Glas möglich!

Malz, Hopfen, Wasser, Hefe – das sind die einzigen Zutaten, die zur Herstellung deutscher Biere verwendet werden dürfen. Grundlage dafür ist das Reinheitsgebot vom 23. April 1516. Heutzutage braucht es auch CO2. Ohne die Gasunterstützung, keine Abfüllung in die Flaschen. Und wenn nicht abgefüllt werden kann, bleiben die Flaschen leer. Und leere Flaschen kauft keiner im Supermarkt. Warum auch? Blöd, CO2 ist gerade nicht verfügbar. Es herrscht Lieferstopp. Etliche Brauereien im Bundesgebiet mussten deswegen schon ihre Produktion einstellen. Kirn nicht, denn unter dem Schornstein hat man vorgesorgt. Hier verfügt man über eine CO2-Rückgewinnungsanlage. Vorteil, dadurch ist die Verfüllung von Stubbis, Langholz und Fässern gesichert. Nachteil, alle alkoholfreien Biere- und Biermischgetränke drohen auf der Strecke zu bleiben.

Brauerei-Geschäftsführer, Sven Schirmer, blickt jedenfalls sorgenvoll in die Zukunft: CO2 ist nicht mehr oder fast nicht mehr verfügbar. Sollte es so bleiben wie derzeit, sind etliche Brauereien, so auch wir, bald nicht mehr produktions- beziehungsweise lieferfähig. So müssten wir dann leider bald die Produktion und Abfüllung von alkoholfreien Bieren und von Biermischgetränken einstellen. Andere kleinere Brauereien müssen komplett schließen. Es geht auch um Biermischgetränke (Radler und Radler alkoholfrei). Und es geht nicht nur um die Abfüllung. Da bei alkoholfreien Bieren keine Gärung stattfindet, bildet sich kein CO2 im Bier. Es muss also carbonisiert werden, um auch CO2 im Getränk zu haben. CO2 fehlt also an mehreren Stellen.Klingt so, als ob die Welt des Brauens aus den Fugen gerät.

Gut, dass die Kirner Brauerei in den letzten Jahren bei Vertrieb, Marketing und Kundenbindung vieles richtig, richtig gut gemacht hat. Das Feld ist bestellt. Dennoch, ist die wohl bedeutenste Kirner Produktionsstätte in ihrer Existenz bedroht. Die Malzpreise – von 350 auf 700 Euro pro Tonne – haben sich verdoppelt, ebenso die Kosten für Heizöl, welches in erster Linie zur Dampferzeugung gebraucht wird. Das sind nur zwei Beispiele eines nicht mehr einzufangenden riesigen Rattenschwanzes. Sorge bereitet auch zu erwartende Lieferengpässe.

Schirmer dazu: Bei AD Blue ist es doch ähnlich. Hier gibt es jetzt schon Lieferengpässe was bedeutet, dass wir und auch große Teile des Fachhandles nicht mehr lieferfähig sein werden, da ohne AD Blue leider viele Lastwagen stehen bleiben müssen. Diese beiden Themen bedrohen neben den exorbitanten, in diesem Umfang nie da gewesenen Preiserhöhungen auch unsere Branche maximal. Wir und viele andere sind durch die genannten Umstände in unserer Existenz bedroht. Eine Preiserhöhung unserer Biere ist unausweichlich. Leider!!!

Schirmer rechnet mit Preissprüngen zwischen zwei und drei Euro. Und auch das Glas Bier in der Gastronomie dürfte sich bis zu 20 Cent je 0,3 Liter Einheit verteuern. Das ist bitter, aber nicht zu ändern. Er macht aus seinem Herzen keine Mördergrube. Im Gegenteil: Der spielt mit offenen Karten. Ehrlich währt bekanntlich am längsten. Die Biertrinker werden es verstehen. Wenn die Brauer die neuerlichen Preissprünge erklären, dann werden die für ihr Lieblingsbier tiefer in die Tasche greifen. Ganz sicher! Die Club-Mitglieder sowieso. Die identifizieren sich so stark mit ihrer Brauerei, dass die nicht abspringen werden. Never ever. „Wir sind Kirner und wir können solidarisch! Aus dem Blichwinkel der Brauerei betrachtet ist die Maßnahme alternativlos. Es sei denn man wartet ab und stellt einfach die Produktion ein, um gemäß der „Habeckschen Lehre“ nicht die Pleite zu riskieren.