Kirner Krankenhaus: Der Tritt auf die Euphorie-Bremse!

„Die Verlogenheit der Krankenhauspolitik“! – Die Schlagzeile gestern im Öffentlichen Anzeiger, unter der Rubrik Rheinland-Pfalz, lässt tief blicken. Die fasst in einem Satz die Misere des Konzeptes Zukunftsinitiative Gesundheitsnetzwerke zusammen. Chapeau, der Analyse des Autors Christian Kunst ist nichts mehr hinzuzufügen. Volltreffer! Der Experte in Gesundheitsfragen, tritt vom fernen Koblenz aus mächtig auf die Euphoriebremse und watscht indirekt auch seine Lokalredaktion ab. Während seine Kollegen an der Nahe den Krankenhaus-Coup in Wort und Bild regelrecht feiern, sieht der das Gesamtgebilde eher kritisch, um nicht zu schreiben, der zerreißt es in der Luft! Dass hier zwei gegensätzliche Meinungen zu einem so wichtigen Thema aus nur einem Verlagshaus transportiert werden – geschenkt.

Alleine die Überschrift „Verlogenheit“ lässt tief blicken. Den Artikel sollte man unbedingt lesen, um das Konstrukt Krankenhaus und Finanzierung zu begreifen. Ganz kurz zusammengefasst lässt der Autor wissen, dass die Politik eine Bestandsgarantie für Kirn mit Aufwertung auf allen Ebenen raushaut, während KV und Krankenkassen, mutmaßlich durch die Hintertür, die wieder einkassieren. Ferner stuft er die deutsche Krankenhauspolitik als schizophren ein, weil diese für Wählerstimmen sogar Bestandsgarantien ausspricht, um diese mit ihrem eigenen Regelwerk wieder zu untergraben. Die Doofen sind die Träger, die für eine Begleichung der Finanzierungslücken regelrecht betteln müssen. Zermürbende, nicht enden wollende Verhandlungen – die Diakonie weiß schon jetzt ein Lied davon zu singen. Nein, so wird das nichts. Was fehlt sind konkrete Zusagen, wie die Finanzierung sichergestellt werden kann. Wer bestellt, bezahlt! Es hängt mal wieder am lieben Geld. Niemand will die Zeche zahlen. Handelt das Land etwa berechnend und scheinheilig? Das weiß ja schließlich um die Wirren des Systems.

Provokativ gefragt, ist ZUG wirklich eine Luftnummer, so etwas wie eine Beruhigungspille für das Kirner Land? Handelt es sich um eine Mogelpackung? Blendwerk, um so kurz vor den Wahlen die SPD-Regierung ins rechte Licht zu rücken? Der Blog will gerne glauben, dass das Versprechen einer Aufwertung mit allem medizinischen Schnickschnack eingelöst wird. Eine gehörige Portion Skepsis bleibt jedoch beim beständigen Mahner und Warner. Es gibt viele offene Fragen, die dem Projektleiter noch zu stellen sind. Wobei, der ist ja jetzt nicht mehr zuständig. Mit anderen Worten, der ist nicht mehr greifbar. Begleitung, Fehlanzeige? Der hat das Messer in der Sau stecken lassen? Finde den Fehler.

Warum enthält das Papier überwiegend Absichtserklärungen? Es ist beabsichtigt ein MRT anzuschaffen. Es wird angestrebt… Unter dem Strich mehrheitlich Phrasen und typische Politik-Formulierungen, aber keine konkreten Zusagen, geschweige denn einen Fahrplan für die Umsetzung. Und wie jedermann aus Koalitionsverträgen weiß, sind solche Gedanken zwar lobenswert und gut, werden aber in schöner Regelmäßigkeit nicht zu Ende gedacht. LEIDER! Meistens bleiben die im Versuchsstadium stecken. Dass muss in Kirn nicht so sein. Vielleicht sind die Bedenken des Blogs ja auch unbegründet und der nur von den Erfahrungen der Vergangenheit so pessimistisch unterwegs? Vielleicht wird der ja überrascht und das Kirner Krankenhaus entwickelt sich zu einem blühenden Gesundheitszentrum mit einer Fülle von Fachärzten? Und die Erde ist eine Scheibe. Oder es kommt so wie eine Angestellte des Hauses prognostiziert: „Kirn wird mal eine Einrichtung für Geriatrische Medizin und sonst nix“!

Apropos Fachärzte! Der Rheingau-Taunus-Kreis hat soeben einen Ärzte-Notstand ausgerufen. In einer sehr begehrten Urlaubsregion, können bei weitem nicht mehr alle frei werdenden Sitze besetzt werden. Hört, hört! Wenn solche Sahne-Gebiete schon gezwungen sind personell in den Alarmmodus zu schalten, dann dürfte es fast schon einem Lottogewinn gleichkommen, wenn im Kirner Krankenhaus zukünftig neue Fachärzte anheuern sollten. Fazit: Dieser Weg wird kein leichter sein. Absichtserklärungen alleine werden nicht helfen. Es müssen Taten folgen und vor allem Geld fließen. Der Ankündigung ist daher nur bedingt zu trauen. Die BI wird weiter auf der Hut sein müssen. Unbedingt! Nochmals, der Artikel in der Ausgabe am Dienstag trifft den Nagel auf den Kopf. Einfach mal lesen!