Öffentlicher Anzeiger: Langsam wird es unverschämt!

„Wie der professionelle Lokaljournalismus sich selbst zerlegt, wird in der Kirner-Ausgabe der Rhein Zeitung vom 28. April deutlich. Der Aufmacher („Gemeinsam auf der Suche nach Lösungen“) ist von A bis Z wortgleich mit der Pressemitteilung der Kassenärztlichen Vereinigung. Das heißt, eine Interessengruppe bekommt hier – als journalistisches Werk verpackt – ihre Propaganda publiziert, ohne dass eine redaktionelle Einordnung oder Bearbeitung erfolgt. Aber mal ehrlich: Wer für „copy & paste“ – also einfach den Propaganda-Text kopieren und in das Artikel-Layout einsetzen – auch noch Geld von Abonnenten verlangt, der hat sich vom journalistischen Berufskodex komplett verabschiedet. Die Redaktion sollte sich für diesen blattfüllenden Beitrag in die Ecke stellen und schämen.“

So beschrieb der Blog den Zustand des Öffentlichen Anzeigers, speziell den Kirner Lokalteil, Ende April. Eine Momentaufnahme? Wohl kaum! Wo führt der Weg der Lokalzeitung hin? Angesichts immer dünner werdenden Ausgaben, scheint die Frage zum jetzigen Zeitpunkt mehr als berechtigt zu sein. Die Abwärtsspirale lässt sich nicht mehr wegdiskutieren. Will heißen, mehr als drei Artikel pro Tag werden nicht mehr abgebildet. Manchmal sogar nur mickrige zwei, wenn die Bildformate übergroßen Raum einnehmen. Zugegeben, Ausnahmen bestätigen die Regel. Merke, große Bilder bauen schnell, bequem und kostensparend die Seite zu. Und wenn dann auch noch Unglücke ausbleiben, dann ist man in Nullkommanix mit dem Kirner Teil durch. Fakt ist, die Ausgaben fallen beim Leser durch. Aber sowas von! Man muss sich nur umhören.

Hey, ihr Zeitungsmacher, legt mal wieder eine gehörige Schippe drauf. Die momentanen Auflagen können doch nicht wirklich Euer eigener Anspruch sein? Tiefergehende und anspruchsvollere Recherchen, überdies zu aktuellen Themen, die zu lesen, täte mal wieder richtig, richtig gut. Damit die Leser wieder wissen wofür sie über 40 Euro für das Monats-Abo berappen. Was hat der Verlag vor? Welche Ziele verfolgt der? Will der noch weiter ausdünnen? Fragen über Fragen, die regelrecht nach Antworten schreien. Und die sollten die Leser stellen. Tun das auch die kommunalen Vertreter?

Die können mit Art und Umfang der Berichterstattung nicht zufrieden sein. Die wäre gut beraten, mit diesen und ähnlichen Fragen im Koblenzer Mutterhaus aufzuschlagen. Wenn die Philosophie des Verlages nur noch zu Sparausgaben tendiert, dann sollte man über Alternativen nachdenken. Eine, die auch Vereinen, Kirchen, Schulen oder Institutionen wieder mehr Aufmerksamkeit schenkt. Tun sie aber nicht. Finde den Fehler? Zur Erinnerung: Vor Jahren buhlten noch zwei Tageszeitungen mit Redaktionen vor Ort um die Gunst der Leser.

Aufgepasst, es gibt Lösungen. Wie die aussehen könnten, darüber wird der Blog in den nächsten Tagen informieren.