Pokalspiel in Simmertal mit 350 Zuschauern an der Seitenlinie! War es das Risiko wert?

Es laufen die letzten Minuten im Pokalfight zwischen VfL Simmertal und VfR 07 Kirn. Ein präziser Pass, durchgesteckt in die Spitze, kurze Drehung, Schuss und Tor! Der VfR gewinnt mit 1:0 Toren. Jubel, Trubel, Heiterkeit! Hipp, hipp, hurra! Derbys versprühen einen ganz besonderen Reiz. Sie sind so etwas wie das Salz in der Suppe in jeder Saison. Soweit die sportliche Seite. Aber es gibt auch eine andere, eine, die das böse Wort Corona in den Blickpunkt rückt. LEIDER! Zuschauerinnen und Zuschauer sind im Rahmen der bekannten Veranstaltungsregeln und den damit einhergehenden Hygienekonzepten zwar zugelassen, aber wurden die auf dem Flachsberg bis zum Schlusspfiff und darüber hinaus auch beachtet?

Die Frage muss erlaubt sein, zumal bei den vielen geposteten Bildern von Spielszenen und den Eindrücken am Spielfeldrand, zumindest leise Zweifel an einer Einhaltung aufkommen, und dies, obwohl der Verein sicherlich penibel darum bemüht war, die Vorgaben zu beachten. Davon ist auszugehen. Wahrscheinlich haben die Verantwortlichen Stunden damit zugebracht, ein äußerst aufwendiges und detailliertes Durchführungskonzept zu entwicklen. Aber was nützen die besten Konzepte, wenn Menschen sich nicht daran halten? Der Faktor Mensch, eine Spezies, die leider Gottes das schwächste Glied – sei es auch in einer noch so schlüssigen Hygienekette – darstellt.

In der Zeitung steht geschrieben: „Der VfR setzte sich vor einer stimmungsvollen Kulisse in Simmertal durch!“ 350 Zuschauer, die sich Schilderungen zufolge, zumindest teilweise eng neben – und bisweilen auch hintereinander aufreihten. Sicherheitsabstände von 1,5 Metern – Fehlanzeige. Im Gegenteil: Im Bereich der Mittellinie, entlang der Versorgungsmeile, rückten die Fans arglos enger zusammen. Wie immer halt! Logisch, Fußball ist Emotion, Nähe und Ausgelassenheit! Da lassen sich Hygieneregeln, und mögen sie auch noch so konsequent verordnet werden, auf Dauer kaum einhalten. Wie auch? Bis zu 350 erlaubte Zuschauer sind aber auch Hausaufgaben für Vereine, die, wenn man ehrlich ist, kaum gestemmt werden können. Ist das alles noch beherrschbar? Sieht so die kommende Corona-Normalität auf den Sportplätzen aus? Wenn ja, scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis es eine Serie von Corona-Eigentoren hagelt.

Übrigens, beim Südwest-Pokalfinale zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und Alemania Waldalgesheim im wesentlich größeren Pirmasenser Stadion sind nur 150 Zuschauer – pro Verein 75 – erlaubt. Ein Blick nach Hessen. Wegen gestiegener Infektionszahlen dürfen insgesamt nur 80 Zuschauer auf die jeweiligen Sportplätze. Und die sind gehalten Mund- und Nasenschutz zu tragen. Dauerhaft! Zu guter Letzt ein Eindruck aus der Beletage: In welcher Corona-Welt leben wir eigentlich, in der bei einem Pokalspiel der Marke „Provinz-Spektakel“ 350 Zuschauer in einer kleinen überschaubaren Sportanlage zugelassen sind und in einem Champions League Finale im riesigen Stadion gleich null Zuschauer? Stimmt da noch die Relation?

Den gewonnenen Simmertaler Eindrücken nach, rückten sich die Besucher mit zunehmender Dauer auf die Pelle. Wahrscheinlich aus einer gewissen Gewohnheit und Ausgelassenheit heraus. Derby-Fieber eben! Dazu noch das eine oder andere Stubbi – passt! Der Blog will kein Spielverderber sein und auch nicht die rote Karte zeigen, aber zum Nachdenken anregen. Sind solche und ähnliche Events, ob erlaubt oder nicht, ein ohne Zweifel erhöhtes Ansteckungs-Risiko wert? Diese Frage müssen sich die Vereine stellen. Wenn auch nur eine infizierte Person unter der Masse von Menschen war, eine die vielleicht noch alle und jeden kennt und kontaktfreudig daherkommt, eine diefür eine angemessene Begrüßung ständig die Standorte wechselte – dann gute Nacht Marie. Die weiteren Folgen dürften ja wohl bekannt sein.

Sorry, aber viele sind nur noch fahrlässig unterwegs. Ist es bei wieder steigenden Infektionszahlen überhaupt dienlich, solche Menschenansammlungen zuzulassen? Gerade jetzt? Je nach Interessenlage dürften die Meinungen weit auseinander gehen. Der Blog meint „NEIN“. Die Erlaubnis gehört einkassiert oder zumindest angepasst. Wahr ist, bis zu 350 Zuschauer sind generell bei Fußballspielen erlaubt. Wahr ist aber auch, die müssen Abstandsregelungen unbedingt einhalten. Ganz zu schweigen von anderen Hygienemaßnahmen, etwa Maskenpflicht beim Gang zur Toilette oder an die Getränkestände. Ein noch so gutes Hygienekonzept kann allerdings nur greifen, wenn die Menschen mitspielen. Und wer das glaubt, der glaubt auch an den Fußballgott. Bleibt zu hoffen, dass dieses Derby auch nach dem Schlusspfiff folgenlos bleibt. Was im Falle eines Falles auf die Gesellschaft und die Verantwortlichen zukommen würde, wäre fatal und kaum einzufangen.

Erinnert sei in diesem Zusammenhang an die Hochzeitsfeier in Groß-Gerau, mit mittlerweile 19 Infizierten. Anderer Spielplatz, jedoch gleicher Auflauf. Über 200 Gäste waren dabei, darunter ein Virusträger. Mit Sicherheit galten auch da Hygienerechtlinien. Ob die eingehalten worden sind? Eher nicht! Die Folge: Das Kind ist in den Brunnen gefallen. Die momentanen Infektionszahlen dort reichen, um einen Landkreis in Ausnahmezustand zu versetzen. Sorry, aber auch solche privaten Großfeiern, mögen sie auch gestattet sein, haben subjektiv betrachtet ein Geschmäckle und sind in dieser Form im höchsten Maße unfair der Allgemeinheit gegenüber.

Zu guter Letzt noch ein Appell an die Verantwortung eines jeden Einzelnen. Denn darauf kommt es in erster Linie an. Wenn Großveranstaltungen, dann bitte auch die Hygiene- und Abstandsregeln einhalten. UNBEDINGT! Auf einem Sportplatz ist reichlich Platz. Da sind 1,5 Meter Abstand kein Problem. Da gibt es so viele Ecken ohne Berührungspunkte. Da muss der Fan halt durch. Man sollte die möglichen Konsequenzen von möglichen Infektionsherden immer im Hinterkopf behalten. Im schlimmsten Fall droht ein erneuter Lockdown. Und den will wirklich niemand, schon gar nicht leidgeprüfte Vereine oder Gastronomiebetriebe. Selbst dort wird zunehmend fahrlässiger mit der Pandemie umgegangen. Man muss sich nur mal genauer umschauen. Nachlässigkeiten sind keine Seltenheit. Der Blog will nicht den moralischen Zeigefinger heben, nur mahnen und erinnern. Und der hält nicht hinter dem Berg mit seiner Meinung und grätscht auch mal dazwischen.