Morgen wird Geschichte geschrieben? Im Rahmen der Sitzung Zweckverband Schloss Dhaun, inklusive Vertragsunterzeichnung mit dem neuen Schlossherren Rüdiger Lanz, will man wohl die Katze aus dem Sack lassen. Durchgesickert ist der Bau einer Seilbahn. Kommt die jetzt also doch? Schaut ganz danach aus. Der Kahlschlag sowohl an der Schlossmauer, als auch im Hang unterhalb, lieferten schon erste Indizien auf ein großes Projekt. Wow, das ging aber jetzt flott. Vor kurzem stand noch reines Wunschdenken Pate bei einem Verkehrsmittel, wie es sonst nur in Bergregionen zum Einsatz kommt. Und eh man sich versieht, schon laufen die Vorbereitungen für das Berg- und Tal-Projekt. Entgrünt bis der Arzt kommt! Früher hätten solche radikalen Hecken-Kahlschlag-Maßnahmen die Aktivisten vom Umweltschutz auf den Plan gerufen, aber bei einem solch genialen Schachzug verstummen selbst die Hardcore-Naturschützer. Und auch die Grünen halten die Füße still. Öko-Punkte sammeln geht anders. Oder sind die einfach nur bequem geworden? Egal!
Ist die Seilbahn hinunter zum Kellenbach so etwas wie der Königstransfair bei der Initiative einer angestrebten touristischen Schloss-Aufwertung? Der Verdacht liegt nahe, zumal ein Anwohner aus Dhaun schon vor Wochen eine Gruppe Ingenieure bei der Inaugenscheinnahme des Geländes beobachtet haben will. Offenbar gehörte die Delegation zu einem Workshop „Pro Seilbahn“, einer bisher geheim gehaltenen Initiative von Verbandsgemeinde, in enger Zusammenarbeit mit dem Zweckverband Schloss Dhaun. Bei einem zufällig erhaschten Blick auf eine abgelegte Zeichnung, will der Blog-Informant eine Bergstation, inklusive Souvenirladen, Toiletten und Bistro erkannt haben. Alles höchst ansprechend in die Umgebung angepasst, sagt einer, der selbst in der Baubranche zu Hause ist. Er fühlt sich nunmehr in seiner Beobachtung bestätigt.
Gut möglich, dass man gerade in Corona-Zeiten in die Zukunft investieren möchte? Geld in die Hand nehmen, damit das Kirner Land eine Aufwertung in XXXL-Format erfährt – passt! Handelt es sich bei dem Projekt um den frischen Schwung, den Thomas Jung einst versprach einzulösen? Mehr noch: Wird die Seilbahn Teil eines Kirner-Land-Tourismuskonzeptes? Hat der neue Pächter und Schlossherr alleine seine Finger drauf oder sind da die Chinesen mit im Boot?Jetzt, wo schon Details durchsickern, dürfte es nicht mehr lange dauern bis Bürgermeister und Landrätin mit der freudigen Botschaft und einzelnen Details aufwarten? Bis dahin darf weiter wild spekuliert werden, auch über die Finanzierung des Mega-Seilbahn-Projektes. Die Verbandsgemeinde alleine, könnte eine Realisierung aus dem eigenen Saft nicht stemmen. Gerüchteweise, hat neben dem Schlossherr offenbar auch die Bürkle-Stiftung ihre Bereitschaft signalisiert, sich finanziell einer raschen Umsetzung zu beteiligen. Eine intensive Recherche, bei denjenigen, die ja immer alles wissen, lässt auf ein breit gefächertes Engagement im mehrfachen Millionenbereich schließen. Über eine mögliche Gegenleistung, ist bisher (noch) nichts nach außen gedrungen.
Zur Baustudie: Denkbar ist eine Einseilumlaufbahn, die, je nach Kabinengröße, mehrere tausend Passagiere pro Stunde von der beabsichtigten Talstation Campingplatz Haumühle hinauf zur Bergstation Schlossmauer befördern könnte. Die modernen Kabinen werden sicherlich barrierefrei konzipiert und selbst Fahrradmitnahmen gehören zu den heutigen Standards. Was die Bauzeit angeht, sind Seilbahnen unschlagbar. In den Alpen geht so etwas innerhalb weniger Monate: von Ende April bis Dezember. Dem Vernehmen nach wird die Seilbahn vom österreichischen Weltmarktführer Doppelmayr gebaut, die Stützen sollen ab Spätsommer montiert werden. Bleibt die Frage nach der Rentabilität. Mehr als für ein zwei, drei Euro für ein Ticket einfache Fahrt werden Mitfahrer für die kurze Berg- und Talfahrt nicht hinlegen wollen. Niemals! Wenn sich im Durchschnitt jeden Tag aber nur 300 Touristen finden, die Seilbahn fahren, kommen im Jahr fast 200 000 Euro zusammen. Die reichen natürlich hinten und vorne nicht. Wartung, TÜV, Strom – da geht es um andere Beträge. Na und? Dann läuft das Ganze eben im Zuschussbetrieb.
Auch das Kirner Jahnbad kostet Unsummen. Und wer weiß, vielleicht belebt das lang ersehnte Prestigeprojekt ja wider Erwarten doch das Gesamtpaket Schloss Dhaun, in dessen Gemäuer in Kürze das Zeitalter des Simmertaler Licht-Magiers anbrechen wird. Der dürfte bereits die Beleuchtung von Seilbahn und Schlossmauern ins Visier genommen haben. Eine Vielzahl von Illustrationen dürften Rüdiger Lanz schon im Kopf herumschwirren. Was für tolle Aussichten. Die Kombination von Schloss und Seilbahn, verspricht ein touristischer Hotspot sondergleichen zu werden. Massen werden sich zukünftig durch den Ortsteil sowie den Schlossgarten, der nach dem Vorbild Schloss Sanssouci mit Springbrunnen und einer Blumenpracht gestaltet werden soll, durchschlängeln. Wenn es jetzt noch gelingt, neue Wander- und Radstrecken zu erschließen, dann dürfte es nicht mehr lange dauern, bis ein großer Hotelkonzern aufschlagen wird. Man kann den Verbund schon vor seinem geistigen Auge sehen. Es brechen rosige Zeiten für Dhaun und das Märchenschloss an.