
Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man lauthals darüber lachen. Es sind oftmals die kleinen Randerscheinungen, die an sich eher unspektakulären sowie dahinplätscherten Gemeinderatssitzungen, am Ende dann doch noch etwas Esprit verleihen. Konkret, geht es um eine Peinlichkeit, die während der Ortsgemeinderatssitzung Hochstetten-Dhaun bekannt wurde. Verantwortung zeichnet die Verbandsgemeinde, allen voran der Behördenleiter. Als Eberhard Bender (CDU) monierte, dass die VG bisher nicht das Sitzungsprotokoll der letzten Ratssitzung zugestellt habe, mussten Sascha Siegel und sein Chef „Lucky-TJ“ kleinlaut einräumen, dass dieses wohl noch nicht geschrieben sei. Zum Verständnis, die Sitzung war am 8. Juni. Seither sind 42 Tage vergangen. Es handelt sich hierbei nicht um eine ausführliche Doktorarbeit, sondern um das Abschreiben von Tagesordnungspunkten in Reinschrift. An sich ein Unding, weil das Hineinlesen in vergangene Protokolle sowohl als Nachbereitung, als auch Vorbereitung von Ratsmitgliedern gerne benutzt werden.
Auf diesen Umstand wies auch Bender explizit hin. Immerhin habe er ja das Protokoll von der vorletzten Sitzung am 27. April mittlerweile zugeschickt bekommen, lautete die Antwort der Herren. WOW! Was offenbar als Galgenhumor platziert werden sollte, mutete eher als Ausdruck von Hilflosigkeit an. Siegel entschuldigte sogleich den Verzug mit Personalengpässen und verwies auf seinen Boss, der gleich neben ihm saß. Kluger Schachzug! Äußerlich gelassen, dürfte der dennoch not amused gewesen sein. Der Verwaltungschef lächelte nur achselzuckend. Keine Rechtfertigung, kein Sorry, kein Gelöbnis der Besserung – nur Achselzucken und Gelassenheit. Intern wird er das Versäumnis aufarbeiten müssen, damit sich so etwas nicht wiederholt. Schließlich handelt es sich um eine Bringschuld seines Hauses, auf deren Einhaltung er sich verlassen können muss. Er dürfte sich wie ein Schulbub vorgekommen sein, der seine Hausaufgaben vergessen hat und den man prompt erwischte. Noch dazu von einem richtigen Lehrer. Jedenfalls war das Schauspiel, mit Hang zum Drama, ein unglaublicher Moment mit massig Fremdschäm-Potenzial. Wahnsinn, dass eine Verwaltung scheinbar nicht in der Lage zu sein scheint, ein Protokoll, das in Nullkommanix abgetippt und versendet werden könnte, rechtzeitig auf den Weg zu bringen. Nochmals, selbst nach 42 Tagen hat man das nicht auf die Reihe bekommen.
Warum hat man dem Blog nicht auf dem kurzen Dienstweg Bescheid gesagt. Der war während der besagten Sitzung anwesend. Der hätte das zwischen der ersten und zweiten Tasse Kaffee, gleich am nächsten Morgen verfasst und portofrei höchstpersönlich bei den Mitgliedern eingeworfen. Ist doch kein Hexenwerk. Was noch mehr erstaunte, als das Eingeständnis es in 42 Tagen nicht wuppen zu können, ist die Tatsache, dass außer Bender kein anderes Ratsmitglied so wirklich Anstoß an dem Lapsus der VG nahm. Statt Protestnoten und Fristsetzungen für die Zukunft zu formulieren, nur Schmunzeln und Verständnis. Übrigens, steht nicht im Gesetz, dass eine Niederschrift innerhalb eines Monats, spätestens jedoch zur nächsten Sitzung, dem Ortsgemeinderat zur Kenntnis zu bringen ist? Ohne Worte!