
Brav hat der Öffentliche Anzeiger den Vollzug der Akquisition von 70 Prozent der Geschäftsanteile der MT Plastik in Düzce (Türkei) vermeldet. Wie immer halt! Simona goes Türkei! Dass es sich dabei um einen Schurkenstaat handelt – geschenkt! Hauptsache die Kohle stimmt. Ab dem 1. Februar beginnt also eine neue Ära. Die Medaille hat allerdings zwei Seiten. Wahr ist, Simona expandiert und stellt sich breiter auf. Betriebswirtschaftlich sicherlich okay, moralisch hingegen ein Desaster. Wahr ist aber auch, die Verlagerung geht mit dem Verlust von Arbeitsplätzen einher. Nachfragen über mögliche Konsequenzen für den Stammsitz, Fehlanzeige. Dabei kommt es zu einer mittelschweren Zensur, weil etliche Mitarbeiter durch die Auslagerung der Produktion nicht mehr benötigt werden. Doch über solche unbequemen Themen will das Unternehmen offenbar den Mantel des Schweigens hüllen. Ist ja auch schlecht für das Image, gerade in der momentanen Aufbruchstimmung. Finde den Fehler? Statt die in wirtschaftsdeutsch verklausulierten Standart-Simona-Pressemeldungen immer nur eins zu eins ins Blatt zu heben, sollten die Journalisten lieber mal dieses Feld beackern. Notfalls gegen alle Widerstände.
Haben sie dann ja wohl auch getan, wie man der Schlagzeile und dem öffentlich lesbaren Anreißer darunter entnehmen kann. Die frohe Botschaft in der Ankündigung „Gute Nachrichten für die Region und natürlich die Mitarbeiter„, hat das Blatt exklusiv. Vielleicht werden ja folgende Fragen beantwortet: Wie viele Arbeitsplätze fallen weg? Gibt es Ersatzangebote? Funktioniert der Sozialplan? Sind Entlassungen geplant? Trifft der auf Interesse der Belegschaft? Wie verhält sich der Betriebsrat? Wie ist die Stimmung in den Hallen? Und, und, und! Nix gewaltiges, nur tägliches Handwerk. Dem Leser mal einen anderen Ansatz anbieten, als immer nur in Watte gepackte Pressemeldungen abzudrucken – dafür zahlt man sein Abo. Wer sonst könnte dem Vorstand diesbezüglich mal auf die Füße treten. Hat man es getan? Schließlich geht es um Arbeitsplätze. Knallhart nachgefragt? Das Kirner Land hat ein Recht darauf mehr über die Kehrseite dieser Medaille zu erfahren. Wachsweich oder investigativ? Morgen wissen wir mehr.