Warum nicht Gemeindeschwestern im Kirner Land etablieren?

Das Kirner Land ächzt unter Hausärztemangel. Gleich drei Fehlstellen können derzeit nicht besetzt werden. Und ein Ende der Misere ist nicht in Sicht. Unter anderem auch deshalb, weil die Politik diese Entwicklung einfach verschlafen hat. Und so richtig wach will man einfach nicht werden. Geschätzt zwischen 500 und 1000 Patienten müssen in Kirn und Umgebung ohne eigenen Hausarzt auskommen. Der Ärztenotstand ist ein riesiges Problem und eine Herausforderung für die Region, wohl auch deshalb, weil die derzeitige Arztgilde zudem auf der Zielgeraden praktiziert. Da ist guter Rat teuer. Nach Herrstein blicken heißt lernen! Dort hat es Gemeindeschwestern, die sich im Zuge des landesweiten Projektes Gemeindeschwestern plus um hochbetagte Menschen kümmern, die noch keine Pflege brauchen, sondern Unterstützung und Beratung in ihrem aktuellen Lebensabschnitt.

Das Angebot umfasst sowohl präventiv ausgerichtete Beratung, beispielsweise zur sozialen Situation, gesundheitlichen und hauswirtschaftlichen Versorgung, Wohnsituation, Mobilität oder Hobbys und Kontakte, als auch die Vermittlung von wohnortnahen und gut erreichbaren Teilhabeangeboten etwa gesellige Seniorentreffen, Bewegungsangeboten, Veranstaltungen oder interessanten Kursen. Die Landesregierung Rheinland-Pfalz startete vor Jahren schon mit dem präventiven und gesundheitsfördernden Beratungs- und Vernetzungsangebot im Alltag – passt! Vorstellbar ist auch eine tiefergehende Betreuung, etwa im Zusammenspiel mit Arztpraxen. Die Gemeindeschwester könnte Hausbesuche übernehmen, um die Mediziner zu entlasten. Das geht! Es handelt sich um eine Nichtärztliche Praxisassistenz (NäPA) in Haus- und Facharztpraxen.

Praxen können nichtärztliche Praxisassistentinnen und -assistenten – die NäPA – beschäftigen, die sie bei der Betreuung ihrer Patienten und Patientinnen unterstützen, etwa bei Haus- und Pflegeheimbesuchen. Dafür gibt es sogar extra Abrechnungsziffern. Voraussetzung sind aufgesattelte Zusatzausbildungen. Verbände wechseln, Blutdruck und Zucker messen, Fäden ziehen, Impfen und, und, und. Der Informationsausgleich mit einem Hausarzt muss natürlich immer gewährleistet sein. Denkbar ist vieles. Nur denken die Kirner Land Verantwortlichen nur äußerst ungern in alternative Richtungen, geschweige denn greifen zum Hörer, um sich zu informieren. Dabei sind Gemeindeschwestern oder NÄPA, in welcher Variante auch immer, die Zukunft. Wetten? Solche Projekte gilt es finanziell zu untertützen. Übrigens, Gemeindeschwestern gab es schon einmal. In den 1960er und 70er-Jahren verfügte nahezu jedes Dorf über eine Gemeindeschwester, die sich kümmerte.