dicht! so gut wie dicht!
Die Schlinge zieht sich weiter zu. Jetzt also auch harte Einschnitte für Meisenheim. Der Ärztliche Bereitschaftsdienst wird massiv eingeschränkt, um nicht zu sagen die medizinische Notfall-Anlaufstelle als verlässliche Konstante aufgegeben. Dass die über kurz oder lang vollständig dicht gemacht werden wird, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Die bereits vorgenommenen Schließungen von Kirn, Rockenhausen und anderen ländliche Stationen ging der Kassenärztlichen Vereinigung offenbar nicht weit genug. Die ist auf eine massive Flurbereinigung gepolt und läuft ungehindert weiter Amok im Gesundheitswesen. Der muss unbedingt gestoppt werden. Doch wer ist dazu in der Lage? Welche Region trifft es als nächstes? Wer muss zittern? Die KV arbeitet ihre Liste häppchenweise ab. Dabei klingt das Serviceangebot für mehr oder weniger Notfallpatienten auf der eigenen Internetseite doch so beruhigend und irgendwie einladend:
„Krankheiten kennen keine Sprechzeiten. Und so kommt es, dass man plötzlich am Wochenende ärztliche Hilfe braucht. Wer mit seinen Beschwerden nicht bis zur nächsten Sprechstunde warten kann, muss aber nicht gleich in die Notaufnahme. Der Ärztliche Bereitschaftsdienst ist nachts, an Wochenenden und Feiertagen für Patientinnen und Patienten da.“
Der angepriesene Service war einmal, der kommt nicht wieder. Gegen die beschlossene Umstellung, hin zu einer nur noch „bedarfsabhängigen“ Öffnung, läuft die Kommunalpolitik Sturm. Die bläst mächtig die Backen. Zurecht! Ob allerdings der kommunale Blasebalg sich derart aufblasen kann, um der KV mal ordentlich das augenscheinlich zunehmend wirre Hirn durchzupusten, darf bezweifelt werden. Die Bürokraten halten erfahrungsgemäß jedem Sturm stand. Haken dran, Meisenheim war einmal, Meisenheim kommt nicht wieder? Es steht zu befürchten. Denn: Bedarfsorientierte Sprechstunden bedeuten in der Praxis nichts anderes, als durchweg geschlossene Türen und einen reinen Notbetrieb am Telefon. Um das vorhersagen zu können, braucht es keinen Blick in die Glaskugel.
Bei gesundheitlichen Problemen wird jetzt also auch am Glan der Griff zum Telefon geraten. Patientenservice-Nummer heißt das Zauberwort. „Wähle 116117, dann wird Dir geholfen. Wie? Nun, nach der telefonischen Anamnese, durch geschultes Personal, werden sodann gemeinsam die weiteren Maßnahmen eingeleitet. Klingt nicht nur einer Odyssee, sondern ist auch eine. Zumindest dann, wenn man Patienten aus dem Raum Kirn nach ihren bisher getroffenen Erfahrungen befragt. Viele Berichten von Warteschleifen ohne Ende. „Die KV verspricht mit der Reform eine Erweiterung des Versorgungsangebots und der -qualität für die Patienten. Theoretisch mag der neue „verbesserte“ Service ja gut klingen, nur funktioniert der auch in der Praxis? Daran bestehen Zweifel. Wer glaubt, dass ein Bereitschaftsarzt so mir nichts dir nichts nachts und am Wochenende auf der Matte steht, der glaubt auch daran, dass Pflegeberufe zukünftig angemessen entlohnt werden.
Nein, man wird die Patienten am Telefon vertrösten oder sie auffordern eine Bereitschaftspraxis weiter weg anzusteuern. In dringenden Fällen wird ein Rettungswagen auf die Reise geschickt. Dass ein gut gelaunter Arzt, wie beim Fernseh-Format „Der Bergdoktor“, vorbeischaut und Fieber sowie Blutdruck misst, damit sollten die Patienten eher nicht liebäugeln. Zu Hause in der bequemen warmen Stube warten bis der Arzt reinschaut, statt in vollen Wartezimmern zu hocken – so will die KV den Deal verkaufen. So wird es aber nicht kommen. Nochmals zum Mitschreiben: Besseren Service mit beständig weniger Personal bieten zu wollen funktioniert im wahren Leben nicht und schon gar nicht in der Notaufnahme. Nicht heute und nicht in Zukunft. Sorry, das sind Erfahrungswerte. Wer glaubt, dass das versprochene Versorgungsangebot Vorteile bringt, der glaubt auch daran, dass Meisenheim in die Fußball-Bundesliga aufsteigen wird.
Noch dazu verstößt die KV-Denke gegen jede Logik. Gut und günstig geht ja auch nicht. Auch Service und Kunde wollen so gar nicht zusammenpassen. Man betreibt mit diesem Vorstoß pure Augenwischerei, um letztlich Ärzte und Geld einzusparen. Die Nebelkerze ist gezündet. Ist die reines Blendwerk zum Kaschieren einer reinen Mangelverwaltung? Scheint so! Und das Kuriose daran, die Vorgehensweise funktioniert prächtig! Protest, Fehlanzeige. Zumindest in Kirn war das so. Kaum Vetos von den Kommunalen. Im Gegenteil: Lob allenthalben. Dabei ist die Lage generell bitterernst. In Meisenheim hingegen scheint man den Ernst der Lage erkannt zu haben. Zumindest wollen die Kommunalpolitiker die Entscheidung so nicht mittragen. Haltet durch! Leider werden alle Protestnoten an den Verantwortlichen abperlen wie an einer teflonbeschichteten Pfanne. Wetten, die KV wird sich unbeeindruckt zeigen und ihren Feldzug fortsetzen. Der Patient bleibt wieder einmal auf der Strecke! Wie immer halt!