Wird halbe Pfarrstelle Kirchengemeinde St. Johannisberg mittelfristig wegfallen?

Es sind oftmals die kleinen Meldungen, die große Wirkungen nach sich ziehen. So wurde auf der Gemeindeversammlung der evangelischen Kirchengemeinde Simmern unter Dhaun bekannt, dass strukturelle Veränderungen mit der Pensionierung des Pfarrers Michael Zeh in 2024 einhergehen werden. Danach soll der  Zusammenschnitt der Kirchengemeinden an der oberen Nahe neu strukturiert und organisiert werden. Letztendlich dürften vermutlich Fusionen nicht auszuschließen sein, das heißt unsere Kirchengemeinde St. Johannisberg könnte gegebenenfalls ihre Eigenständigkeit verlieren.

Mal wieder will man zusammenstreichen. Aus vier mach drei, heißt die Devise. Will heißen, drei Pfarrer werden die Aufgaben von vormals vier Pfarrern stemmen müssen. In ein paar Jahren werden es dann zwei sein und so weiter und sofort. Die evangelische Kirche scheint keiner andere Antwort auf den Wandel der Zeit (Kirchenaustritte, reduzierte Kirchensteuereinnahmen, Pfarrermangel auf dem Lande, Bedeutungsverlust) zu finden, als mit dem Rotstift Stellen zusammenzustreichen. Sägt sich die Kirche mit dieser Einstellung nicht selber den Ast ab, auf dem sie noch schwach sitzt?

Die Älteren werden sich erinnern, die Kirchengemeinde St. Johannisberg hatte mal eine eigenständige Pfarrstelle. Danach kam dann noch eine halbe und ab 2024 fällt dann auch die komplett weg. Willkommen im großen Pool der gottesdienstlichen Versorgung und seelsorgerischen Betreuung, die nach Adam Riese dann Pfarrer Volker Tressel (Kirn), Pfarrer Hans-Hermann Lorig (Hennweiler) sowie last but not least Pfarrerin Liesel Zumbro-Neuberger (Simmertal) gewährleisten müssen. Am Personal will man also zukünftig noch mehr sparen. Klingt irgendwie nach Massenabfertigung. Sorry für die Ausdrucksweise, aber eine andere passende Bezeichnung will dem Blog gerade nicht einfallen. Wenn der Schuss nicht mal nach hinten losgeht?

Ob sich die Abwärtsspirale aufhalten lassen wird können, wenn die Pfarrer nur noch selten werden vorbeischauen können? Wohl kaum! Eher wird das Gegenteil der Fall sein! Die Menschen werden sich noch zahlreicher abwenden, als das gerade der Fall ist. Die Parole heißt „Zusammenwachsen“. Klingt ja auch besser als „Sparseelsorge“. Diakone und Prädikanten sollen es also vermehrt richten, obwohl die originäre Aufgabe eines Prädikanten eigentlich eine andere ist.  

Prädikanten sollen aufgrund ihrer persönlichen Geschichte und ihres Berufslebens Erfahrungen in die Verkündigung einbringen, die Pfarrern nicht zur Verfügung stehen, weil deren Werdegang und Alltag ein weitgehend anderer ist. Daher sollten sie in erster Linie eine Ergänzung für das Gesamtbild der Verkündigung sein. Ohne den Damen und Herren zu nahe treten zu wollen, für den Blog klingt das nach Billiglösung durch die Hintertür. Die Katholische Kirche befindet sich schon längst im freien Fall und die evangelischen Verantwortlichen scheinen ebenfalls einen Sinkflug buchen zu wollen. Die Kirchenaustritte werden weiter zunehmen und die Rahmenbedingungen sich weiter verschlechtern.

Die jungen Familien haben sich zu einem großen Teil schon abgewendet. Die spart sich aus guten Gründen die Kirchensteuer, steht ohnehin nicht mehr vollumfänglich hinter Werten und Idealen. Taufen genießen bei weitem nicht mehr den Stellenwert früherer Tage. Und wer bitteschön lässt sich noch vor Gott in einer Kirche trauen? Augen auf und entgegensteuern. Aber wie? Jedenfalls nicht mit dem Rotstift! Begeisterung wecken – so könnte es gehen. Die Kirchen werden sich insgesamt komplett neu erfinden müssen, wollen sie nicht in die völlige Bedeutungslosigkeit abrutschen.